Für bestimmte Anwendungsfälle ist es notwendig, den LED-Streifen wasserdicht auszulegen. Wasser, also z.B. Regen oder auch Schnee können die Bauteile auf einem LED-Band beschädigen und sehr schnell zu einem Kurzschluss führen, der dann auch den LED-Controller zerstört.
INHALT:
- Typische Einsatzorte
- Die IP-Schutzart
- Nachteile von wasserdichten LED-Streifen
- FAZIT
- „Inoffizielle“ Methode für wasserfeste LED-Streifen
Typische Einsatzorte für wasserdichte LED-Streifen sind:
- Bäder und andere Feuchträume im Haus
- Außenanwendungen, z.B. im Garten, bei Einfahrten, Gehwegen usw.
- Balkon & Terasse, wenn diese nicht (ausreichend) überdacht sind
- Innen- und Außenpools
- Aquarien u.ä.
Die IP-Schutzart
Der Schutz gegen Wasser und allgemein Feuchtigkeit wird über die IP-Schutzart angegeben.
Es heißt im übrigen wirklich nur IP-Schutzart und nicht IP-Schutzklasse, denn mit Schutzklassen werden die Maßnahmen gegen einen elektrischen Stromschlag eingeordnet, nicht die gegen Feuchtigkeit.
Die IP-Schutzart wird immer mit 2 Ziffern angegeben, wobei nur die 2. Ziffer relevant für das Eindringen von Feuchtigkeit ist. Die erste Ziffer beschreibt den Schutz gegen das Eindringen mit Festkörpern, also z.B. ob man mit einem Finger oder Schraubendreher an empfindliche Bauteile gelangen kann.
LED-Streifen sind mit verschiedenen IP-Schutzarten erhältlich:
Es interessiert uns hier, wie gesagt, nur die 2. Ziffer, in den 3 Beispielen also eine 4, eine 7 und eine 8.
Nachfolgende Übersicht zeigt die Unterschiede der einzelnen Ziffern und damit verbundenen Schutzarten:
- IPx0 – kein Schutz
- IPx1 – Schutz gegen Tropfwasser
- IPx2 – Schutz gegen fallendes Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist
- IPx3 – Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte (z.B. Regen)
- IPx4 – Schutz gegen allseitiges Spritzwasser
- IPx5 – Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel (z.B. Dusche)
- IPx6 – Schutz gegen starkes Strahlwasser (z.B. auf hoher See)
- IPx7 – Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen
- IPx8 – Schutz gegen dauerndes Untertauchen. Soweit keine andere Angabe erfolgt, besteht ein Schutz bis 1 Meter Wassertiefe.
- IPx9 – Schutz vor Hochdruck- und Dampfstrahlreinigern
Mit der Schutzart IP68 ausgestattet LED-Streifen erlauben also z.B. sogar einen dauerhaften Einsatz unter Wasser, z.B. in einem Pool. Erst das ist als wirklich komplett wasserdicht zu bezeichnen. Alle darunter liegenden Schutzarten sind nicht wirklich wasserdicht im Sinne des Wortes, sondern bieten einen mehr oder weniger ausgeprägten Schutz vor z.B. Regen, Spritzwasser oder Strahlwasser.
LED-Streifen ohne besonderen Schutz vor Feuchtigkeit werden als IP20 eingeordnet. Dies trifft auf die meisten LED-Bänder zu, denn die Mehrzahl der Anwendungen benötigt ja keinen expliziten Schutz vor Feuchtigkeit.
Wo benötige ich welche IP-Schutzart?
Je nach Einsatzort werden unterschiedlich starke IP-Schutzarten benötigt. Folgende Grafik zeigt die (gesetzlichen) Anforderungen an die IP-Schutzart in einem Badezimmer:
Wir sehen, dass direkt in den Nassbereichen, also in der Wanne und der Dusche IP67 (ausgelegt für zeitweiliges Untertauchen) gefordert ist. Direkt über diesen Bereichen ist noch IP65 gefordert (Schutz gegen Strahlwasser). Um diese Bereiche herum ist in einer Zone von 60cm Breite noch IP44 gefordert (Schutz gegen Spritzwasser) und außerhalb davon ist gar keine spezifische Schutzart mehr angegeben. Es genügt also hier IPx0.
Anzumerken ist auch, das überall bei Installationshöhen >2,25m IPx0 ebenso genügt. Dies gilt auch für die Bereiche über Wanne und Dusche. D.h. bei typischen Deckeninstallationen in einem Bad, z.B. einer indirekten Beleuchtung mit LED-Streifen genügen einfache LED-Streifen ohne speziellen Feuchtschutz absolut.
Ähnliche Grafiken oder Übersichten lassen sich auch für Außenbereiche und weitere Anwendungsfälle finden. Häufig ist es so, dass gar nicht überall ein höherer IP-Schutz gefordert ist, wo man es landläufig annehmen würde. Dachvorsprünge u.ä. sind ein gutes Beispiel. Auch hier genügt gewöhnlich IP20.
Nachteile von wasserdichten LED-Streifen
Generell empfiehlt es sich, nur dort LED-Streifen mit höherer IP-Schutzart einzusetzen, wo es zwingend notwendig ist. Warum?
Wasserdichte bzw. feuchtigkeitsgeschützte LED-Streifen haben gegenüber normalen LED-Streifen in IP20 einige Nachteile. Ursache hierfür ist der speziellen Silikonschutz dieser Streifen.
Verkürzte Lebensdauer
Typische feuchtigkeitsgeschützte LED-Streifen haben eine Art Silikonummantelung oder einen Silikonschlauch. Dieser hält die Feuchtigkeit ab, aber er behindert zugleich die so wichtige Wärmeableitung der LEDs.
Die LEDs heizen sich durch Eigenwärme verstärkt auf und verlieren so an Helligkeit und Lebensdauer.
Wichtig:
Auch LED-Streifen mit höherem IP-Schutz sollten trotz des Silikons stets in Aluprofilen montiert werden. Das Silikon blockiert einen Teil der Wärmeableitung, aber dennoch können die Aluprofile einiges an Wärme aufnehmen. Ohne Aluprofil würde die Lebensdauer noch weiter verkürzt werden.
Schwierigere Installation
LED-Streifen werden typischerweise auf 5m Rollen, seltener 10m Rollen gehandelt. Bei fast jeder Installation wird man daher LED-Streifen kürzen, ggf. neue Anschlusskabel oder Eckverbindungen löten müssen usw.
All dies ist bei einem IP20-LED-Streifen ohne Silikon natürlich deutlich einfacher als bei den Varianten mit Silikonmantel oder Silikonschlauch. Hier muss zuerst das Silikon entfernt werden, damit man an die Lötkontakte heran kommt. Bei den Varianten mit Silikonschlauch (siehe Foto oben) ist dies noch mit vertretbarem Aufwand durchführbar, da die LED-Bänder frei im Schlauch liegen.
Varianten mit festem Silikonüberzug (meist IP54) lassen sich fast gar nicht konfektionieren. Es ist extrem aufwendig, hier das Silikon von den Lötpads herunter zu bekommen, damit das Lot auch hält.
Kalte Lötstellen sind die Regel und nicht die Ausnahme.
Beide Varianten müssen nachher auch wieder wasserfest verschlossen werden, wofür passende Silikonendkappen und Silikonkleber (unbedingt acetatfrei!) zum Einsatz kommen.
In Summe muss bei einer Installation mit LED-Streifen im Silikonschlauch locker der 3 – 5 fache Zeitaufwand im Vergleich zur IP20-Variante eingeplant werden. Bei Streifen mit Silikonüberzug (IP54) dauert es min. 10 mal so lang oder geht auch gar nicht.
Vergilben des Silikons
Vergilbendes Silikon ist insbesondere bei billigeren wasserdichten LED-Streifen ein häufiges Problem. Mit der Zeit lagern sich z.B. Dämpfe in die obere Silikonschicht ein und lassen diese vergilben. Häufig geschieht dies auch unregelmäßig, so dass der LED-Streifen fleckig wird und irgendwann eigentlich nur noch ausgetauscht werden kann.
Es hilft hier, auf Qualität zu setzen. Hochwertige LED-Streifen verarbeiten besseres Silikon, dass, wenn überhaupt, nur sehr langsam vergilbt.
FAZIT
Es gibt mittlerweile alle erdenklichen Typen von LED-Streifen auch in wasserdichten bzw. feuchtigkeitsgeschützten Varianten. Prüfen Sie bei jeder Anwendung, welche IP-Schutzart Sie wirklich benötigen und ob nicht eventuell ein LED-Band ohne speziellen Schutz (IP20) vollkommen ausreichend ist.
LED-Streifen mit höherer IP-Schutzart haben einige Nachteile, wie z.B. eine verkürzte Lebensdauer und einen deutlich höheren Aufwand bei der Installation.
Geht es Ihnen rein um den Schutz der LEDs, montieren Sie ein normales IP20-LED-Band ohne Silikon in einem geeigneten Aluprofil mit Abdeckung. Dies bietet eine optimale Wärmeableitung und schützt sie LEDs sicher vor Staub und Schmutz.
„Inoffizielle“ Methode für wasserfeste LED-Streifen
Es gibt noch eine nicht ganz offizielle Methode jeden normalem IP20-LED-Streifen einen gewissen Schutz vor Wasser und Feuchtigkeit zu geben.
Mit einem Schutzlack „Plastik70 Super“ kann man das LED-Band einsprühen. Der Lack legt sich über das Band und alle Komponenten und verleiht dem Ganzen einen brauchbaren Schutz.
Plastik70 Super erhält man in Sprühdosen zu 400ml, was für viele Meter LED-Band locker reichen sollte.
Die Variante Plastik70 Super ist dem normalen Plastik70 vorzuziehen, da normales Plastik70 nur bis 60°C eingesetzt werden kann. Bei hellen LED-Streifen können 60°C durchaus schnell überschritten sein. Plastik70 Super lässt sich bis 125°C verwenden.
Dieser Tip ist ohne jede Gewähr! Wir selbst haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, auch in der Langzeit. Es ist selbst nach Jahren im Einsatz keine Beeinträchtigung der LEDs (Veränderung der Farbe, Dunkle Stellen o.ä.) festzustellen.
Folgendes Bild ist aus einem unserer Tests mit Plastik70 Super im Dauerregen: